Formen und Varianten

Varianten des Dulcimers gibt es in vielen europäischen Ländern und in Nordamerika. Die folgende Liste gibt einen Überblick über die mir bekannten Formen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit:

Es ist fast unmöglich, die Vielzahl an unterschiedlichen Korpusformen alle genau zu beschreiben. Im folgenden gebe ich einen kurzen Überblick über einige weit verbreitete traditionelle Korpusformen. Viele neuere und moderne Formen lassen sich aus diesen alten Formen ableiten.

Dulcimer, doppelbauchige Form (hourglass shape)

Doppelbauchige Korpusform (englisch: Hourglass shape), eine der Haupt-
formen beim amerikanischen Mountain Dulcimer

Dulcimer, Tropfenform (teardrop shape)

Tropfenform (englisch: Teardrop shape), eine weitere Hauptform des
amerikanischen Dulcimer

Rechteckige Korpusform, Ungarische Zither

Rechteckige Korpusform, hier bei einer Ungarischen Zither. Auch bei
Scheitholt, Hummel und einigen amerikanischen Dulcimers (z.B. bei
der Kentucky Music Box) kann man die rechteckige Bauform antreffen.

Dreieckige Korpusform

Dreieckige Dulcimers wurden in den siebziger Jahren in Deutschland,
Frankreich und England gebaut. Als traditionelle Bauform kann die
dreieckige Bauform beim Scheitholt, bei der Hummel und bei der Epinette
des Vosges vorkommen.

Zitherform, Raffele

Die Zitherform, hier bei einem Raffele. Auch Hummeln und moderne
Dulcimers werden bzw. wurden manchmal in dieser Korpusform gebaut.

Sonderformen und neue Formen des Dulcimers

Der Wedding- oder Courting Dulcimer (Hochzeits-Dulcimer)

Eine der traditionellen Sonderformen des Dulcimers in Amerika ist der Wedding- oder Courting-Dulcimer. Er hat einen breiteren Korpus als ein gewöhnlicher Dulcimer und an den beiden Längsseiten befindet sich je ein Griffbrett, so dass zwei Spieler/innen, die sich gegenüber sitzen und das Instrument zwischen sich liegen haben, gemeinsam musizieren können wie auf zwei Dulcimers.

Der Double Neck Dulcimer (Doppeldulcimer)

Immer häufiger sieht man in der letzten Zeit auf amerikanischen Dulcimerseiten Doppeldulcimers. Diese Instrumente haben, ähnlich wie der Courting Dulcimer einen breiten Korpus mit zwei Griffbrettern, sind aber für einen einzelnen Spieler gebaut. Der Vorteil eines Doppeldulcimers besteht darin, dass man sozusagen zwei Dulcimers gleichzeitig in einem einzigen Instrument hat. Wenn man diese beiden Dulcimers unterschiedlich stimmt, erweitert man die Möglichkeiten gegenüber einem einzelnen Dulcimer beträchtlich. Einen wunderbaren Doppeldulcimer, sozusagen meinen persönlichen Wunschdulcimer, hat mir der Instrumentenbauer Helmut J. Seibert gebaut. Vielen, vielen Dank, lieber Jule, dieser Dulcimer ist mein absolutes Lieblingsinstrument geworden!

Doppeldulcimer

Doppeldulcimer, gebaut von Helmut J. Seibert

Galax-Dulcimer und Possum-Board

Ein Galax-Dulcimer zeichnet sich dadurch aus, dass er höhere Zargen als ein normaler Dulcimer hat und vor allem einen doppelten Boden. Der zusätzliche untere Boden ist mit dem eigentlichen Instrumentenboden an den Rändern durch eine Reihe von Holzklötzchen verbunden. Auf diese Weise kann der eigentliche Instrumentenboden frei schwingen, weil er nur an einigen wenigen Punkten aufliegt. Der Dulcimerklang wird dadurch voller und kräftiger. Seinen Namen hat der Galax-Dulcimer von der Stadt Galax in Virginia, wo die ersten Instrumente dieser Art gebaut wurden.
Das Possum-Board ist eine Art passgenauer Doppelboden für einen normalen Dulcimer. Während der doppelte untere Boden beim Galax-Dulcimer fest mit dem restlichen Instrument verbunden ist, ist das Possum-Board abnehmbar. Sinn und Zweck sind aber ähnlich: Auch durch das Possum-Board kann der Boden des Dulcimers freier schwingen und und der Klang des Dulcimers wird erheblich verbessert.

Der E-Dulcimer

Ähnlich wie E-Gitarren werden auch E-Dulcimers gebaut. Der Korpus besteht meist aus massivem Holz und die Schwingungen der Saiten werden über elektro-magnetische Tonabnehmer abgenommen. Je nach Ausstattung verfügt ein E-Dulcimer über einen oder mehrere, meist unterschiedliche Tonabnehmer, evtl. einen Vorverstärker, Equalizer und entsprechende Regler.

E-Dulcimer

E-Dulcimer, gebaut von Jerry Cripe (Greibhaus Instruments)

Neue Entwicklungen

Seit einigen Jahren werden lauten- bzw. gitarrenartige Saiteninstrumente gebaut, die über ein diatonisches Griffbrett verfügen wie der Dulcimer. Das erste bekanntere Instrument dieser Art war der "Strumstick". Heute werden aber auch bereits vorhandene Saiteninstrumente, die eigentlich ein chromatisches Griffbrett haben, mit dem diatonischen Dulcimergriffbrett gebaut, z.B. die Cister als „Dulcister“ oder das Banjo als "Dulcibanjo". Es gibt auch völlige Neuentwicklungen wie die "Dommel". Alle diese Instrumente sind aber genau genommen gar keine neuen Formen des Dulcimers, sondern lautenartige Instrumente mit einem diatonischen Griffbrett.

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